Vermutlich habt ihr es bereits in den Medien mitbekommen.

Vor den Küsten Marokkos, Spaniens und Portugals attackiert eine Gruppe Orcas seit 2020 Segeljachten. Dabei werden ihre Ruder mitunter stark beschädigt, einige versinken gar im Ozean. Nun kam es in spanischen Gewässern erneut zu einem Zwischenfall, in dessen Folge die Segeljacht „Alboran Champagne“ unterging.  (Artikel von Petbook)

An der Küste westlich vor Gibraltar bis hoch nach Brest in der Bretagne hält sich während der Sommermonate eine Gruppe von 40 bis 50 Orcas auf – die Population der Orca Iberica. Die Tiere zeigen seit drei Jahren ein für Skipper und Wissenschaftler rätselhaftes Verhalten. Sie nähern sich Segeljachten und verursachen zum Teil starke Schäden an den Rudern. Mitunter versinken die Boote aufgrund der Schäden. Dieses Schicksal ereilte jüngst auch die Segeljacht „Alboran Champagne“. Anfang Mai wurde sie vor der spanischen Küste bei Barbate von Orcas attackiert, wie die Website Segelreporter meldete. Um die vierköpfige Crew zu retten, kam es in der Nacht zum 5. Mai 2023 zu einem Rettungsgroßeinsatz.

Skipper Thomas Käsbohrer untersucht rätselhaftes Verhalten der Orcas

PETBOOK: Herr Käsbohrer, in Ihrem neuen Buch mit dem Titel „Das Rätsel der Orcas“ gehen Sie einem für die Tiere untypischen Verhalten nach, dass eine Gruppe Orcas vor der iberischen Halbinsel zeigt. Wie haben Sie davon erfahren?
Thomas Käsbohrer: Ich bin Segler. Mit meinem Boot war ich letztes Jahr in Dublin, als ich mit einem anderen Segler ins Gespräch kam. Er war auf dem Rückweg von Gibraltar nach Irland, als er eines Morgens das Gefühl hatte, er würde gleich auf einen Felsen auflaufen. Dabei handelte es sich aber nicht um einen Felsen, sondern um einen Orca, der ihn ansah. Dann verschwand das Tier. Dieser Vorfall war für mich der erste Hinweis, dass sich etwas verändert hatte. Der Erzählung entnahm ich, dass der Orca möglicherweise absichtlich in die direkte Nähe des Bootes schwamm. Nach diesem Gespräch habe ich mich in das Thema reingefuchst, die ganze Route bis nach Gibraltar recherchiert und von weiteren Begegnungen erfahren.

Was macht das Verhalten der Orcas so besonders, wie gehen die Tiere bei Begegnungen mit Booten vor?
Es ist zunächst ungewöhnlich, dass die Orcas die Nähe zu Booten nicht mehr meiden, sondern teilweise suchen. Ihren Sicherheitsabstand geben sie dabei auf, das ist mit einer Verletzungsgefahr für sie verbunden. Nah am Boot können sie von einem Propeller getroffen werden, das wissen sie. Andererseits kennen Orcas uns als Küstenbewohner natürlich und kooperieren mit uns, vor allem beim Fischfang. Nun nähern sie sich den Booten und nicht nur das: sie drehen sie mit dem Kopf im Kreis, sie schlagen mit dem Kopf dagegen, sie rammen sie in voller Fahrt und sie beschädigen das Ruder.

Plötzlich tauchte ein schwarzer Schatten auf

Sie trafen im Sommer 2022 nahe der Straße von Gibraltar selbst mit Ihrem Boot auf einen Schwertwal. 
Das stimmt. An dem Tag übte hinter mir im Wasser die spanische Navy. Plötzlich tauchte in 300 Metern Entfernung von meinem Boot ein schwarzer Schatten auf und kam mit wirklich beeindruckenden Sprüngen und irrer Geschwindigkeit im Wasser auf mich zu. Ich war fasziniert. Vorher hatte ich mit anderen Meeressäugern, Delfinen, zu tun gehabt und das hier war eine ganz ungewöhnliche Art, sich zu nähern. Zielstrebig kam das Tier bis auf 30 oder 40 Meter zu mir heran und schlug dann plötzlich einen Haken auf die spanische Navy zu, die hinter mir war. Da habe ich dann noch mit mir selbst gewitzelt ‚Der hat heute Lust auf etwas Herzhafteres als mein Plastikruder. Der möchte heute lieber in ein Stahlruder beißen.‘ Ich kam unbehelligt davon.

Quelle: Petbook

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